Das Wichtigste vorab
Schwangerschaftsübelkeit ist in den ersten Wochen sehr häufig – mal leichter, mal stärker. Sie zeigt sich durch Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder eine erhöhte Geruchsempfindlichkeit. Für die meisten Frauen ist sie unangenehm, aber harmlos.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern: kleine Anpassungen im Alltag, natürliche Mittel wie Ingwer oder ätherische Öle und – wenn nötig – ärztlich empfohlene Medikamente. So kannst Du die Zeit besser meistern und Dich um Dein Wohlbefinden kümmern.
Einleitung
Wenn Du gerade schwanger bist und Dein Magen sich öfter mal meldet, bist Du nicht allein. Viele Frauen erleben in den ersten Wochen Übelkeit – mal leichter, mal intensiver. Das kann frustrierend sein, aber es ist völlig normal und ein Zeichen dafür, dass Dein Körper gerade Großartiges leistet. In diesem Artikel erfährst Du, warum Übelkeit entsteht, wie sie sich zeigt und welche sanften und evidenzbasierten Möglichkeiten es gibt, um Erleichterung zu finden.
Warum es zu Übelkeit kommt
Die genauen Gründe sind noch nicht vollständig geklärt, aber Hormone spielen eine große Rolle. Vor allem das Hormon hCG, das Dein Körper in der Frühschwangerschaft produziert, sowie Östrogen können die Übelkeit auslösen. Interessanterweise haben Frauen mit Zwillingen oder Mehrlingen oft etwas stärkere Symptome, weil die Hormonwerte höher sind.
Wie sich die Übelkeit entwickelt
Meist beginnt sie zwischen der 7. und 9. Schwangerschaftswoche und erreicht etwa um die 9. Woche ihren Höhepunkt. Für die meisten Frauen klingt sie zwischen der 12. bis 16. Woche wieder ab. In einigen Fällen hält sie jedoch länger an.
Typische Symptome
Die Intensität der Übelkeit kann sehr unterschiedlich sein:
Leichte Übelkeit: Gelegentliches Unwohlsein, leichtes Völlegefühl oder ein flaues Gefühl im Magen.
Mittlere Übelkeit: Häufiges Erbrechen, Abneigung gegen bestimmte Gerüche oder Speisen, Appetitverlust.
Schwere Übelkeit / Hyperemesis Gravidarum: Starkes, unkontrollierbares Erbrechen, Dehydrierung, Gewichtsverlust und allgemeine Schwäche. Diese Form betrifft etwa 1–3 % der Schwangeren und erfordert ärztliche Betreuung.
Was Du tun kannst
1. Kleine Veränderungen im Alltag
Kleine, häufige Mahlzeiten: Iss lieber öfter ein paar kleine Portionen, z. B. Reis, Brot oder Cracker.
Genug trinken: Wasser, Kräutertee oder Ingwertee über den Tag verteilt helfen, Flüssigkeit zu bekommen.
Auslöser vermeiden: Starke Gerüche oder bestimmte Lebensmittel können Übelkeit verstärken.
Ätherische Zitrusöle: Viele Frauen empfinden es als hilfreich, an Zitronen-, Orangen- oder Grapefruitöl zu riechen, um das Unwohlsein zu lindern.
Ruhepausen: Gönn Dir ausreichend Schlaf und Momente der Entspannung.
Akupressur: Manche Frauen empfinden spezielle Armbänder, die Druck auf bestimmte Punkte ausüben, als hilfreich. (NHS)
2. Natürliche Helfer
Ingwer: Ob als Tee, Bonbon oder Kapsel, Ingwer kann die Übelkeit lindern.
Vitamin B6: 10–25 mg bis zu dreimal täglich kann helfen, die Beschwerden zu reduzieren.
3. Medikamente bei Bedarf
In manchen Fällen kann die Übelkeit so stark sein, dass zusätzliche Unterstützung nötig wird. Sprich in diesem Fall unbedingt mit Deiner Gynäkologin oder Deinem Gynäkologen über mögliche Medikamente. Es gibt gut verträgliche Mittel, die speziell für Schwangere geprüft sind und die Beschwerden lindern können.
Akupunktur als unterstützende Methode
Eine Studie aus dem Jahr 2002 untersuchte die Wirksamkeit von Akupunktur bei der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in der Frühschwangerschaft. Die Ergebnisse zeigten, dass Akupunktur eine vielversprechende Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungsmethoden darstellen kann. Dennoch betonten die Forscher, dass weitere Studien notwendig sind, um die genauen Mechanismen und die langfristige Wirksamkeit zu verstehen.
Hyperemesis Gravidarum – wenn die Übelkeit extrem wird
Hyperemesis Gravidarum ist eine besonders starke Form der Schwangerschaftsübelkeit. Typische Anzeichen sind:
Anhaltendes, starkes Erbrechen
Deutlicher Gewichtsverlust
Austrocknung, trockene Haut oder dunkler Urin
Kreislaufprobleme, Schwäche oder Schwindel
Bei diesen Symptomen solltest Du unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Mit medizinischer Unterstützung, angepasster Ernährung und Flüssigkeitssubstitution können die Beschwerden gelindert werden.
Wann Du zum Arzt gehen solltest
Rufe Deine Ärztin oder Hebamme an, wenn Du:
Länger als 24 Stunden nichts bei Dir behalten kannst
Sehr wenig Urin abgibst oder dieser dunkel gefärbt ist
Schwindel, Ohnmacht oder starke Schwäche verspürst
Bauchschmerzen, Fieber oder Blut erbrichst
Ständig starkes Erbrechen hast
Fazit
Schwangerschaftsübelkeit ist für viele Frauen ein ganz normaler Teil der Frühschwangerschaft. Sie kann sich von leichtem Unwohlsein bis zu sehr starkem Erbrechen zeigen. Mit kleinen Anpassungen im Alltag, hilfreichen natürlichen Mitteln wie Ingwer oder ätherischen Zitrusölen und, wenn nötig, Medikamenten kannst Du gut damit umgehen.
Vergiss nicht: Es ist völlig in Ordnung, Hilfe anzunehmen und auf Dich zu achten. Du bist nicht allein, und jeder Tag, den Du gut überstehst, ist ein Schritt in Richtung einer gesunden Schwangerschaft. Dein Körper leistet gerade Großartiges – und Du darfst stolz auf Dich sein!
Häufige Fragen zur Schwangerschaftsübelkeit
Wann sollte ich mir Sorgen machen?
Wenn die Übelkeit so stark ist, dass Du Gewicht verlierst, austrocknest oder ständig erbrichst, ist es wichtig, dass Du Dich an Deine Ärztin oder Hebamme wendest. So kann sichergestellt werden, dass Du und Dein Baby ausreichend versorgt seid.
Bedeutet Übelkeit, dass ich sie auch bei späteren Schwangerschaften haben werde?
Die Stärke und Dauer der Übelkeit kann von Schwangerschaft zu Schwangerschaft unterschiedlich sein. Hormone, genetische Faktoren und Dein individueller Gesundheitszustand spielen eine Rolle. Viele Frauen berichten, dass sie ähnliche Symptome erneut erleben, aber das gilt nicht für jede Schwangerschaft, jede ist einzigartig.
Wie kann ich Übelkeit auf natürliche Weise lindern?
Viele Frauen empfinden alternative Methoden als hilfreich: Akupunktur, Akupressur oder spezielle Armbänder gegen Reisekrankheit können die Symptome mildern. Auch tiefe Atemübungen, Yoga für Schwangere oder Meditation helfen, Stress zu reduzieren und ein Gefühl von Ruhe zu fördern. Aromatherapie, zum Beispiel mit Pfefferminz- oder Zitronenöl, kann ebenfalls Erleichterung verschaffen.
Gibt es Medikamente bei starker Übelkeit?
In manchen Fällen verschreibt die Ärztin Medikamente wie Antiemetika (z. B. Ondansetron oder Promethazin), um Übelkeit zu lindern. Auch Vitamin-B6-Präparate oder eine Kombination aus Vitamin B6 und Doxylamin gelten als sichere Optionen. Die Entscheidung hängt immer von Deiner persönlichen Situation ab, insbesondere davon, wie stark die Übelkeit Deinen Alltag beeinträchtigt. Offene Gespräche mit Deiner Ärztin oder Hebamme sind dabei wichtig.
Kann Übelkeit andere Symptome verursachen?
Ja, Übelkeit kann mit Müdigkeit, einer höheren Geruchsempfindlichkeit oder emotionalen Schwankungen wie Reizbarkeit oder Angst einhergehen. Manche Frauen bekommen außerdem Kopfschmerzen, Schwindel oder niedrigen Blutdruck. Wenn Hausmittel nicht helfen oder die Beschwerden sehr stark werden, solltest Du ärztlichen Rat einholen.
Beeinflusst Übelkeit mein Baby?
Leichte bis mittlere Übelkeit ist normalerweise ungefährlich für Dein Baby. Sie ist eine normale Reaktion Deines Körpers auf hormonelle Veränderungen. Bei sehr starkem Erbrechen, das zu Gewichtsverlust oder Nährstoffmangel führt, kann eine medizinische Behandlung notwendig sein, um sicherzustellen, dass Dein Baby gut versorgt ist.
Wie unterscheide ich Übelkeit in der Schwangerschaft von anderen Beschwerden?
Schwangerschaftsübelkeit tritt meist im ersten Trimester auf und wird durch bestimmte Lebensmittelgerüche, Müdigkeit und hormonelle Veränderungen ausgelöst. Andere Magen-Darm-Erkrankungen wie Lebensmittelvergiftungen, Infektionen oder Sodbrennen können ähnliche Symptome verursachen, unterscheiden sich aber oft in Ursache, Dauer und Begleiterscheinungen. Beobachte Deine Symptome genau und sprich mit Deiner Ärztin, wenn die Beschwerden stark oder anhaltend sind.
Kann Bewegung helfen?
Leichte Bewegung wie Spaziergänge oder Yoga für Schwangere kann die Verdauung unterstützen, Stress reduzieren und die Übelkeit etwas lindern. Achte aber darauf, dass Du Dich nicht überanstrengst und auf die Signale Deines Körpers hörst.
Quellen
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